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ASPICE vs. Agilität in der modernen Softwareentwicklung – Ein Widerspruch?

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ASPICE vs. Agilität in der modernen Softwareentwicklung – Ein Widerspruch?

In der heu­ti­gen Software­entwicklung, ins­be­son­de­re im Auto­mo­bil­be­reich, wer­den zwei Ansät­ze oft gegen­über­ge­stellt: ASPICE und Agi­le. Die­se Fra­ge taucht häu­fig in Assess­ments und Mee­tings auf: „Kön­nen ASPICE und ein agi­ler Ansatz mit­ein­an­der harmonieren?“

Oder sind Agi­le und ASPICE doch so unter­schied­lich wie Öl und Was­ser?

Häu­fig ent­ste­hen die­se Zwei­fel durch nega­ti­ve Erfah­run­gen in Assess­ments oder durch man­geln­de Erfah­rung mit ASPICE. Doch ist es wirk­lich so, dass sich die­se bei­den Ansät­ze wider­spre­chen? Ein tie­fe­rer Blick zeigt: Bei­de haben ihre Stär­ken und kön­nen – rich­tig kom­bi­niert – erfolg­reich ein­ge­setzt werden.

Schwarz-Weiß-Denken: ASPICE vs. Agile – wirklich ein Widerspruch?

Auf den ers­ten Blick könn­ten ASPICE und Agi­le als zwei dia­me­tral ent­ge­gen­ge­setz­te Ansät­ze erschei­nen. ASPICE ist ein stark pro­zess­ori­en­tier­tes Modell, das beson­ders auf die Qua­li­täts­si­che­rung in der Software­entwicklung abzielt, wäh­rend Agi­li­tät für Fle­xi­bi­li­tät und schnel­le Ite­ra­tio­nen steht. Doch die­se Schwarz-Weiß-Betrach­tung greift zu kurz.

Auto­mo­ti­ve SPICE® ist näm­lich nicht an eine spe­zi­fi­sche Ent­wick­lungs­me­tho­de gebun­den. In der Pra­xis arbei­ten vie­le Pro­jek­te in der Auto­mo­bil­in­dus­trie in einem hybri­den Ansatz, der das klas­si­sche Was­ser­fall­mo­dell mit agi­len Metho­den kom­bi­niert. Und tat­säch­lich las­sen sich die agi­len Prin­zi­pi­en, wie sie im Agi­len Mani­fest defi­niert sind, auch in ASPI­CE-kon­for­me Pro­zes­se integrieren.

ASPICE und Agile im Vergleich – Grundlegende Merkmale und Ziele

Auto­mo­ti­ve SPICE® (ASPICE)

ASPICE steht für „Auto­mo­ti­ve Soft­ware Pro­cess Impro­ve­ment and Capa­bi­li­ty dEter­mi­na­ti­on“ und ist ein Pro­zess­mo­dell, das die Qua­li­tät von Soft­ware­ent­wick­lungs­pro­zes­sen im Auto­mo­bil­sek­tor sicher­stel­len soll. Es bie­tet eine sys­te­ma­ti­sche Grund­la­ge, um:

  • Kom­ple­xi­tät zu beherrschen,
  • die Rück­ver­folg­bar­keit sicherzustellen,
  • Kos­ten und Risi­ken zu minimieren,
  • und lang­fris­ti­ge Auf­trä­ge abzusichern.
  • Agi­le Entwicklung

Agi­le Metho­den, wie sie im Agi­len Mani­fest beschrie­ben wer­den, kon­zen­trie­ren sich auf:

  • die fle­xi­ble und schnel­le Ite­ra­ti­on von Software,
  • Zusam­men­ar­beit im Team und mit dem Kunden,
  • schnel­les Feed­back und kon­ti­nu­ier­li­che Verbesserung,
  • und das Anpas­sen an Ver­än­de­run­gen in einem dyna­mi­schen Umfeld.

Die bei­den bekann­tes­ten agi­len Frame­works sind:

  • Scrum: ein struk­tu­rier­tes Vor­ge­hen mit kur­zen Abschnit­ten (Sprints), klar defi­nier­ten Rol­len und regel­mä­ßi­gen Lieferungen.
  • Kan­ban: ein kon­ti­nu­ier­li­cher Pro­zess ohne fes­te Zeit­rah­men, der auf Pro­zess­ver­bes­se­rung und Opti­mie­rung abzielt.
  • Unter­schie­de und Gemeinsamkeiten

ASPICE und Agi­le haben auf den ers­ten Blick ver­schie­de­ne Schwer­punk­te, aber das bedeu­tet nicht, dass sie im Wider­spruch zuein­an­der ste­hen. Tat­säch­lich gibt es vie­le Über­schnei­dun­gen in ihren Zie­len – näm­lich die effi­zi­en­te Ent­wick­lung von hoch­wer­ti­ger Soft­ware.

  • Unter­schied­li­che Stärken
  • ASPICE: sorgt für kla­re Struk­tu­ren, Tracea­bi­li­ty und die Kon­trol­le kom­ple­xer, norm­ba­sier­ter Projekte.
  • Agi­le: ermög­licht Fle­xi­bi­li­tät, schnel­le Anpas­sun­gen und kur­ze Ent­wick­lungs­zy­klen, beson­ders in einem dyna­mi­schen Marktumfeld.

Bei­de Ansät­ze kön­nen sich in einem Pro­jekt sinn­voll ergän­zen, um sowohl Qua­li­tät als auch Effi­zi­enz sicherzustellen.

 

Wo sind die Herausforderungen?

Trotz der vie­len Syn­er­gien gibt es auch Her­aus­for­de­run­gen, wenn man ver­sucht, bei­de Ansät­ze zu kombinieren:

  • 1. Hohe Kom­ple­xi­tät bei mecha­tro­ni­schen Systemen

Im Auto­mo­bil­sek­tor sind Ent­wick­lungs­zy­klen oft durch Pro­to­ty­pen wie A‑Sample und B‑Sample geprägt. Zu häu­fi­ge Lie­fe­run­gen sind hier unwirt­schaft­lich, da Pro­to­ty­pen teu­er und auf­wen­dig sind. Die agi­le Idee der regel­mä­ßi­gen Aus­lie­fe­rung kann dadurch schwie­rig umzu­set­zen sein. Hier bie­ten Hard­ware-in-the-Loop (HIL) und Soft­ware-in-the-Loop (SIL) eine Lösung, um Ent­wick­lungs­in­kre­men­te zu simu­lie­ren und Tests durch­zu­füh­ren, ohne teu­re phy­si­sche Pro­to­ty­pen zu benötigen.

  • 2. Ver­än­de­run­gen wäh­rend der Entwicklung

Das zwei­te Prin­zip des Agi­len Mani­fests betont, dass Anfor­de­rungs­än­de­run­gen selbst spät im Pro­jekt will­kom­men sind. In ASPICE ist dies eben­falls ein The­ma, das im Pro­zess SUP.10 Chan­ge Request Manage­ment behan­delt wird. Aller­dings müs­sen Ände­run­gen hier detail­liert ana­ly­siert und geneh­migt wer­den, was die Fle­xi­bi­li­tät ein­schrän­ken kann.

  • 3. Unter­schied­li­che Planungshorizonte

Agi­le Ent­wick­lungs­teams arbei­ten oft in kur­zen Sprints, wäh­rend ASPI­CE-kon­for­me Pro­jek­te eher lang­fris­ti­ge Mei­len­stei­ne und Pro­jekt­plä­ne ver­fol­gen. Die Her­aus­for­de­rung liegt dar­in, bei­de Zeit­plä­ne mit­ein­an­der zu ver­bin­den, ohne dass eines der Sys­te­me unnö­tig ver­lang­samt wird.

  • Hybrid-Model­le: Agi­le in einem ASPICE-Umfeld

Ein Pra­xis­bei­spiel zeigt, wie hybri­de Ansät­ze die­se Pro­ble­me über­win­den kön­nen. Vie­le Unter­neh­men nut­zen agi­le Frame­works wie Scrum für die Software­entwicklung, wäh­rend der über­ge­ord­ne­te Rah­men durch ASPICE gesteu­ert wird. Hier­bei wird oft mit Release-Plä­nen gear­bei­tet, in denen fest­ge­legt wird, wel­che Funk­tio­na­li­tä­ten in den ver­schie­de­nen Pro­to­typ-Pha­sen (z.B. A‑Sample, B‑Sample) umge­setzt werden.

In die­sen Pha­sen kön­nen die zu ent­wi­ckeln­den Fea­tures in klei­ne­re, über­schau­ba­re Pake­te auf­ge­teilt wer­den, die agi­le Teams in Sprints umset­zen. So wird die Gra­nu­la­ri­tät der Arbeits­schrit­te dem agi­len Ansatz ange­passt, wäh­rend die Tracea­bi­li­ty und Pro­zess­qua­li­tät von ASPICE gewahrt bleiben.

Agile SPICE™ – Die Brücke zwischen ASPICE und Agilität

Ein zukunfts­wei­sen­der Ansatz ist Agi­le SPICE™, ein Pro­zess­re­fe­renz­mo­dell, das den Ein­satz agi­ler Prak­ti­ken in einem ASPI­CE-Rah­men erleich­tert. Agi­le SPICE™ hilft, agi­le Metho­den mit den stren­gen Vor­ga­ben der Auto­mo­ti­ve SPICE®-Standards zu kom­bi­nie­ren, ohne dass die grund­le­gen­den Pro­zess­at­tri­bu­te ver­lo­ren gehen. So las­sen sich agi­le Prak­ti­ken naht­los in die Bewer­tung nach ASPI­CE-Kri­te­ri­en integrieren.

Fazit: ASPICE und Agile – Ein starkes Duo bei richtiger Anwendung

Die Fra­ge, ob ASPICE und Agi­le zusam­men­pas­sen, lässt sich klar beant­wor­ten: Ja, sie kön­nen sich im rich­ti­gen Kon­text her­vor­ra­gend ergän­zen. Wich­tig ist jedoch, dass die Teams gut har­mo­nie­ren und die rich­ti­gen Pro­zes­se für das jewei­li­ge Pro­jekt aus­ge­wählt werden.

ASPICE hilft dabei, die Kom­ple­xi­tät von Auto­mo­bil­ent­wick­lun­gen zu mana­gen, wäh­rend Agi­le ermög­licht, schnell auf sich ändern­de Kun­den­an­for­de­run­gen zu reagie­ren. Bei­de Ansät­ze zu kom­bi­nie­ren ist kei­ne tech­ni­sche Her­aus­for­de­rung – es liegt viel­mehr an den Betei­lig­ten, ob sie bereit sind, die­se Syn­er­gie zu leben.

Die Bot­schaft ist klar:

ASPICE und Agi­le kön­nen nicht nur koexis­tie­ren, son­dern sich gegen­sei­tig ergän­zen, um in einem dyna­mi­schen Markt wett­be­werbs­fä­hig zu bleiben.

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